Inszenierte Wirklichkeit: Dubais digitale Neuerfindung

03.05.2024|Christian Kreutz

Die Bedeutung sozialer Medien für die Tourismusbranche wächst stetig. Sie dienen nicht nur als Werbeplattform für Reiseziele, sondern ermöglichen auch den Austausch persönlicher Reiseerlebnisse. Wir befinden uns in einer postdigitalen Ära, in der die Grenzen zwischen physischer Realität und digitaler Inszenierung zunehmend verschwimmen. Viele Menschen orientieren sich an Influencern, die bestimmte Orte zelebrieren, nur um später ihre eigenen Erfahrungen an ebendiesen Destinationen über diverse Online-Kanäle zu dokumentieren. Wie Marshall McLuhan treffend formulierte: "Das Medium ist die Botschaft." Nicht selten überstrahlt die digitale Darstellung die tatsächliche Realität.

Zoe Hurley, Forscherin an der London School of Economics, beleuchtet diesen Trend des Social-Media-Influencings am Beispiel Dubais in ihrem Buch "Social Media Influencing in The City of Likes". Die Stadt am Persischen Golf, bekannt für ikonische Bauwerke wie den Burj Khalifa, hat sich erfolgreich als eine der instagrammtauglichsten Destinationen positioniert. Obwohl traditionelle Attraktionen fehlen, ist es Dubai laut Hurley gelungen, künstliche Sehenswürdigkeiten zu kreieren und nahtlos in die urbane Infrastruktur zu integrieren - inklusive flächendeckendem WLAN und zahlreichen Instagramm-Kulissen. Dadurch verschwimmen die Grenzen zwischen Online- und Offlinewelt.

Indem gezielt Influencer zur Vermarktung eingesetzt werden, zeigen die Stadtpromotoren, wie eine inszenierte Erzählung losgelöst von der eigentlichen Historie und Realität existieren kann. Dies steht im Kontrast zu klassischen Reisezielen, die üblicherweise auf ihr kulturelles Erbe setzen müssen, um Besucher anzuziehen. Ob dieser Ansatz jedoch nur eine Übergangsstufe zu rein virtuellen Reisen darstellt, wird die Zukunft zeigen.

Video von der Buchpräsentation

Photo von Steve Jurvetson @ Flickr